Hauptstadt Giron
Giron ist wie Sefhonna, mit dem traditionell sowohl politisch und kulturell als auch persönlich unter den Adligen enge Verbindungen bestehen, ein Herzogtum. Regiert wird es seit Jahrhunderten vom Geschlecht der Firtal, deren Söhne immer den Namen Akirvi tragen. Zur Zeit regiert Akirvi XXXVII.
In fast allem ist Giron das komplette Gegenteil Nottayens. Hier herrschen die althergebrachten Strukturen – sowohl in der Gesellschaft als auch in der Kultur. Gironer sind stolz auf ihr Land, auch die unteren Bevölkerungsschichten bewundern den starken Adel und den noch stärkeren Herzog. Bürgerliche Schichten gibt es hier wie in Sefhonna kaum.
In der Hauptstadt, die wie das ganze Land Giron heißt, befindet sich die einzige offizielle Kunstakademie Mevongads. Und auch hier zeigt sich der Unterschied zu Nottayen, dem man von gironischer Seite mit Herablassung begegnet: in der Akademie wird traditionelles Kunstverständnis gelehrt und Neues nicht zugelassen. Naturgetreue Abbilder der Wirklichkeit sind gefragt, aber nur insoweit das mit der Erhabenheit der Kunst einhergeht. Porträts müssen bestimmte Vorgaben erfüllen, nur bestimmte Posen und Gesichtsausdrücke sind erlaubt, Landschaften müssen bestimmte Anforderungen an Perspektive und Aufbau erfüllen … etc. Was die freien Künstler in Sanavas als Unterdrückung ihres künstlerischen Ausdrucks empfinden, ist für die meisten Studenten an der Akademie der Leitfaden, an dem sie ihre Arbeit ausrichten können. Für eigenen Stil ist durchaus noch Raum, aber da die Absolventen in der Regel die Malerei oder Bildhauerei als Handwerk ansehen, mit dem sie ihren Unterhalt verdienen müssen, erfüllen die Vorgaben sehr gut ihren Zweck – wenn jemand einen Künstler engagiert, der in Giron gelernt hat, weiß er genau, was er für sein Geld bekommen wird.
In den Bergregionen Girons wird bis heute Vetnilika gesprochen, eine alte Sprache, die auch über die Grenze hinaus in den Bergen Kayine-Onatas verbreitet ist und nicht zum mevaischen Sprachstamm gehört. Auch der Name des herzoglichen Geschlechtes und der Vorname Akirvi ist im Übrigen vetnilikisch, auch wenn die Herzöge schon seit langem die Sprache nicht mehr sprechen. Sie gilt als rückständig und unschön. Die Bergbauern stört das wenig, sie sprechen, wie sie immer gesprochen haben. Allerdings natürlich nur unter sich – auch gironische Bergbauern müssen mevaisch sprechen könnnen.