Die Magie Maynas ist eine Art zweite Ebene, die neben der stofflichen Welt existiert. Magiepartikel sind nicht stofflich, sie sind darum mit normalen Sinnen auch weder wahrnehmbar noch messbar.
Die magische Begabung ist nun so etwas wie ein zusätzlicher Sinn, ein Zugang zu dieser Ebene, der es dem Magier ermöglicht, die Magiepartikel wahrzunehmen. Gleichzeitig ist er auch fähig, die Magie zu verarbeiten: Ähnlich wie der stoffliche Körper Nahrung in Energie umwandelt, wandelt der Magiesinn Magiepartikel in Gedankenkräfte um, mit denen wiederum die restlichen Partikel bewegt und genutzt werden können. Bei einer solchen Manipulation der Magieebene verschmelzen für die Dauer der Einwirkung der Gedankenkräfte die beiden Ebenen miteinander, so dass die Magiepartikel Einwirkungen auf die stoffliche Welt haben können. Sie können Dinge verschieben, zerstören und einige stoffliche Phänomene wie Licht, Hitze oder Kälte erzeugen. Gute und geübte Magier können sogar zusammengeballt eine Illusion erschaffen, also die Ebenen sehr weit verbinden.
Ausschließlich in Mevongad auf der linker-Kreis-Seite des Kontinentes Luon gab es überhaupt Menschen, die Magie nutzen konnten, heutzutage ist die magische Begabung allerdings auch hier ausgestorben. Vor 108 Jahren gab es eine regelrechte Epidemie unter Magiern, die innerhalb kürzester Zeit alle menschliche Magiefähigkeit auslöschte. Seitdem sind es nur noch die Waldschrate und einige Tierarten, die die Magie nutzen können.
Die Begabung war bei Menschen eine Art Mutation, die vererbt wurde. Allerdings war das Gen rezessiv, so dass auch eine Reihe magisch begabter Vorfahren keine Garantie für die Vererbung war.
Man hatte den Magiesinn meist schon als Kind, bei manchen „brach“ er aber auch erst später „aus“, aber jedenfalls merkte man das, und da man ja nicht allein war damit (etwa 7% der Bevölkerung Mevongads war magisch begabt), wusste man natürlich gleich Bescheid, was das war, bzw. bekam Informationen im Unterricht darüber. Alle Kinder wurden mit 7 Jahren getestet und wenn sie den Magiesinn hatten, bekamen sie speziellen Unterricht von erwachsenen Magiern.
Die Begabung selbst kann niemals stärker oder weniger stark ausgeprägt sein – entweder man kann die Ebenen verbinden oder man kann es nicht. Der Rest ist Übung und hängt sehr viel auch von der Konzentrationsfähigkeit ab: Zunächst muss man den Sinn gewissermaßen „öffnen“, so wie man die Augen öffnet (nur dass man die Augen häufiger geöffnet hat als den Magiesinn), um die Magiepartikel wahrnehmen und verarbeiten zu können. Das funktioniert noch auf rein biologischem Wege – interessanterweise ist dazu offensichtlich Adrenalin notwendig: Anfänger nehmen die magische Ebene meist zunächst nur in Streßsituationen wahr. Für erfahrene Magier reicht dann oft die Erinnerung an eine Streßsituation, also eine sehr geringe Menge an Adrenalin aus.
Um damit dann aber etwas bewirken zu können, also die Ebenen zu verbinden und die Magiepartikel in der „normalen“ Welt zu bewegen, kommt es auf die Konzentration an. Man konzentriert sich auf das, was man tun möchte, stellt sich vor, wie sich die Teilchen bewegen sollen – und dabei muss man wirklich alle im „Auge“ behalten, vor allem bei komplizierteren Anwendungen wie Licht, Hitze oder Kälte oder eben gar Illusionen. Am einfachsten ist noch das Wegschieben von Dingen. Dazu muss man nur in Gedanken „drücken“, um einen Strudel zu erzeugen, der dann die fraglichen Dinge bewegt, da kommt es nicht auf die Präzision an, mit der die einzelnen Teilchen bewegt werden, da ist es egal, wenn am Rand einige mitgezogen werden oder in der Mitte welche zurückbleiben.
Zaubersprüche, Gesten oder magische Gegenstände oder so etwas gibt es nicht.
Die Ebene ist keine zweite Welt, in der Lebewesen leben können, sondern sie existiert neben der stofflichen Welt. Normalerweise hat sie keine Verbindung zu dieser, nur magisch begabte Wesen können eine Verbindung schaffen. Betreten kann man sie darum nicht, sie besteht nur aus den Magiepartikeln, und kein stoffliches Wesen kann seinen Geist bzw. seinen Magiesinn vom Körper lösen. Aber wozu auch?
Was allerdings möglich war bzw. ist, weil manche Waldschrate das auch heute können, ist, die Partikel zum Erforschen weit entfernter Dinge zu nutzen, sie gewissermaßen loszuschicken, um „abzutasten“, ob sich hinter dem Berg/ im dichten Wald fünf Kilometer entfernt o.ä. jemand befindet. Oder ob ein bestimmter Baum nach dem Sturm noch steht. Und so weiter. Das geht aber nur bis zu einer bestimmten Entfernung, weil die Magieebene nicht außerhalb von Zeit und Raum steht und man sich für die genannten fünf Kilometer schon eine ganze Weile konzentrieren muss, um die Partikel so weit zu „begleiten“. Wenn man ein anderes magisch begabtes Wesen auf diese Weise „abtastet“, bleibt das im Übrigen nicht unbemerkt für dieses, es kitzelt ihm gewissermaßen im Magiesinn, weshalb nähere Untersuchungen dann oft abgeblockt werden.
Andere magisch Begabte nehmen überhaupt sofort wahr, wenn jemand die Ebenen verbindet, jedenfalls in einer bestimmten Reichweite – die gleiche Reichweite, die z.B. Schrate nutzen, um miteinander über die Magieebene zu kommunizieren. Sie ist bei jedem anders, aber nie weiter als etwa 10 Kilometer.
Nicht magisch Begabte nehmen manchmal die direkte Wirkung wahr, dabei erkennen sie natürlich nicht die Ebenenverbindung oder die Teilchen, sondern sie spüren die Kraft, die einwirkt. Das äußert sich meist in einem leichten Kribbeln auf der Haut, mancher hat auch plötzlich ein Knacken im Ohr oder einen metallisch-bitteren Geschmack auf der Zunge. Die Intensität dieser Empfindungen variiert je nach der Empfindlichkeit des Menschen, aber natürlich auch nach der Größe der magischen Einwirkung.
Die Krankheit war wohl etwas Ähnliches wie ein Virus in der magischen Ebene, der darum nur von Magiern aufgenommen wurde und eben gerade den Magiesinn befiel. Da der Magiesinn zwar für eine besondere Ebene da ist, aber trotzdem auch zum Körper dazugehört (er ist ein besonderer Teil des Gehirns), reagierte der mit hohem Fieber. Bei manchen führte das zum Tod, andere überlebten als „Krüppel“ ohne den Sinn, viele wurden wahnsinnig – und alle, selbst die, bei denen die Krankheit nicht zum Ausbruch kam, konnten die Begabung nicht mehr vererben. Man stand ziemlich hilflos dabei und konnte nur zusehen. Abwehrzauber gibt es nicht – um so etwas wie eine Schutzmauer für die magische Ebene um sich zu errichten, was durchaus im Bereich des Möglichen lag, musste man ja zunächst Magie aufnehmen – und da war dann der Virus meist schon dabei. Und da das Aufnehmen von Magie auch im Unbewussten, also z.B. im Schlaf passiert, konnte auch keiner einfach den Sinn geschlossen halten und die Magieebene nicht mehr betreten.