Hauptstadt: Sanavas

Durch ihre Lage direkt an der Grenze zum inzwischen neutralen bis befreundeten Petente ist die Landgrafschaft Nottayen prädestiniert für eine gewichtige Rolle im kontinentalen Handel. Sefhonna ist viel zu sehr auf Landwirtschaft geprägt, um seine Grenznähe großartig zu nutzen, in Nottayen dagegen hat sich im Laufe der Zeit eine regelrechte Handelsnation herausgebildet. Im Unterschied zu Sesiyon stützt man sich hier, im sogenannten „Tor zum Osten“, allerdings weniger auf die Schifffahrt, auch wenn durchaus so manches kleinere Schiff den Tanvat hinabsegelt, sondern setzt hauptsächlich auf Drachentransporte. Größere Handelswaren wie das umaiische Holz etc. bleiben somit in der Hand der sesiyonischen Seefahrer.

Nottayen und hier besonders natürlich die Hauptstadt Sanavas hingegen ist ein Umschlagplatz für den Handel mit kleineren Waren: Kunsthandwerk, Stoffe, Gewürze etc. Auch Dracheneier aus Jimmen werden lieber über Nottayen als über Kayine-Onata ausgeflogen, auch wenn zur Zeit kein Krieg herrscht – Flüge über dem Land der jahrhunderte schwelenden Feindschaft gehen zu oft „irgendwie verloren“, was die Staatsführung Kayine-Onatas dann immer wortreich bedauert, ohne allerdings etwas dagegen zu unternehmen.

Die Stellung des Landes bedingt, dass es zwar weiterhin vom Landgrafen von Nottayen regiert wird, dass aber der sonstige Adel verschwindend gering ist – sowohl von der Anzahl der Familien als auch von der Bedeutung her. Statt dessen hat sich hier bereits vollzogen, was sich immer mehr auch in den meisten anderen Reichsteilen (außer in Sefhonna und Giron, wo es wenig Gelegenheit dazu gibt) anbahnt: die rasant steigende Bedeutung des Bürgertums, das kulturell und politisch immer mehr in den Vordergrund tritt.

Sanavas ist entsprechend im ganzen Reich das Paradebeispiel für bürgerliches Selbstbewusstsein. Neues Gedankengut entfaltet sich hier ebenso wie neue Kunst – während man in Giron das klassische, zurückgenommene Kunstideal lehrt, findet hier gerade in den letzten Jahrzehnten ein geradezu radikaler künstlerischer Aufbruch statt, in dem expressivere Stile entwickelt werden und Maler Abnehmer für ihre Werke finden, die in den anderen Reichsteilen höchstens ausgelacht würden. Genauso findet man hier Dichterlesungen, Theateraufführungen und Musikdarbietungen auf höchsten Niveau, die Neues ausprobieren, für das man sonst noch nirgends aufgeschlossen ist – und das teilweise auch politisch-gesellschaftlichen Sprengstoff transportiert.

Der alte Landgraf Tifan von Nottayen steht diesen Entwicklungen größtenteils verständnislos gegenüber, kann sie aber auch nicht verhindern, weil das Bürgertum viel zu viel Einfluss auf seine Politik hat. Es heißt aber, sein Sohn Liravin sei ein großer Kunstliebhaber und oft inkognito auf Ausstellungen und Aufführungen unterwegs. Ob das stimmt, und inwieweit das nach seiner Thronbesteigung Folgen haben wird, wird die Zukunft zeigen …