Judging a book by its cover

Habt ihr auch Bücher im Regal stehen, die einfach schön sind? Und die ihr vor allem auch hauptsächlich deshalb gekauft oder mitgenommen habt, weil sie schön sind – eventuell könnte man sie auch lesen, ja, aber erst mal reicht es auch, sie einfach nur zu haben und sich zu freuen, weil sie etwas Besonderes sind.

Ich habe einen Schwung solcher Bücher, und ich dachte, zur Abwechslung könnte ich die ja mal hier herzeigen. Weil manchmal eben doch das Äußerliche wichtig ist – weil es einfach Freude macht, wenn man es anschaut. Ich kaufe in der Regel keine Bücher, deren Inhalt ich wirklich uninteressant finde, und wenn das Cover oder die Ausstattung noch so hübsch sind, von daher plane ich bei all den hier gezeigten Büchern schon, sie auch zu lesen. Aber wenn nicht, finde ich es bei diesen eben nicht so schlimm, weil ich mich auch einfach nur freue, sie von außen anzuschauen oder mal durchzublättern.

Ja, womit fangen wir an? Vielleicht erst mal mit einem, das ich tatsächlich gelesen und auch gemocht habe. Es war aber nicht so großartig, dass ich es unbedingt nochmal lesen will. Allerdings ist es eben so hübsch, dass es bisher doch immer bleiben durfte und noch nicht weggegeben wurde:

Das Buch "Das Mädchen mit den gläsernen Füßen" hat ein Cover mit schattenriss-artigen Pflanzen und Vögeln und einen Silberschnitt.

Ali Shaw: Das Mädchen mit den gläsernen Füßen (Script5 2012).

Ich habe das damals tatsächlich im Buchladen gesehen und mich in das Coverdesign und den Silberschnitt verliebt. Wie gesagt, auch die Geschichte um Ida, die sich langsam in Glas verwandelt, Midas und die anderen teilweise kauzigen Figuren fand ich schön. Vielleicht lese ich es doch nochmal. Es geht halt in Richtung magischer Realismus, und das ist eigentlich nicht so sehr meins. Aber es hatte auf jeden Fall Charme. Und das Buch finde ich immer noch wunderschön, wo ich es jetzt mal wieder hervorgezogen habe.


Georg Forster: Reise um die Welt. Illustriert von eigener Hand (Eichborn-Verlag 2007).

Der Reisebericht eines jungen Mannes, der mit Captain Cook auf dessen zweiter Reise (1772-75) unterwegs war. In der wunderschönen Ausgabe enthalten sind die großartigen Farbbilder, die Forster von Tier- und Pflanzenwelt der angesteuerten Ziele angefertigt hat. Hach. Bloß lesen müsste man es dann mal … 😉


Das Buch "Das Schiff des Theseus" sieht aus wie ein altes leinengebundenes Buch und steckt in einem Schuber mit einem Papiersiegel davor.

J.J. Abrams / Doug Dorst: Das Schiff des Theseus (Kiepenheuer & Witsch 2015(?)).

Das kennen sicher einige – das geheimnisvolle Buch mit Rätselanteil, das in limitierter Auflage erschien und so tut, als sei es ein gebrauchtes Bibliotheksexemplar mit einer zweiten Geschichtenebene in Randbemerkungen und Einlagen …

Das Innere des Buches "Das Schiff des Theseus". Am Rand sind wie handgeschrieben aussehende Randbemerkungen, und darin liegt ein wie echt aussehendes Telegramm.

Ich finde die Idee immer noch toll und liebe das Buch und all die Details, bloß gelesen habe ich es immer noch nicht. Habe damals angefangen und wusste nicht, wie ich es angehen sollte. Das eigentliche Buch, das Gedruckte also, war todlangweilig, aber man kann natürlich auch nicht alle Zeitebenen der Marginalien gleichzeitig lesen, und das Ganze war mir dann irgendwie zu kompliziert. Irgendwann will ich das aber schon noch nachholen.


Das Buch "England under the Stuarts" ist blau mit goldener Beschriftung und Dekoration und steckt in einem Schuber.

G.M. Trevelyan: A History of England – England under the Stuarts (The Folio Society 1996).

Das habe ich in einem Antiquariat hier in Marburg gesehen und musste es einfach mitnehmen. Weil hüüübsch. Und die Stuarts. Ich habe eine Schwäche für die Stuarts. Das Buch ist in der Originalauflage von 1904, überarbeitet 1946, also nicht gerade Stand der aktuellen Forschung, aber wie gesagt – es macht sich einfach so gut im Regal, dass ich es gar nicht unbedingt lesen muss. 🙂


Leopold von Ranke: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation (Drei Masken Verlag 1925, 6 Bände).

Sechs Bände "Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation" im Regal, in grünes Leinen gebunden und mit Goldprägung.

Die grandioseste Errungenschaft aus den vor dem Container geretteten Büchern, die ich bei dem Umzug der Medien-Abteilung meines Arbeitgebers mitgenommen habe. Auch das etwas, was ich nicht zwangsläufig lesen werde, schon gar nicht komplett, aber es ist wunderbar, es im Regal zu haben. Weil es Ranke ist (für Historiker eine wichtige Figur), und weil es von 1925 und einfach schön ist. Und weil zusätzlich die Reformation nach wie vor zu den Zeitaltern gehört, die mich am meisten interessieren. Bin daher immer noch total glücklich, dass das bei mir im Regal steht – gerade auch mit den Bleistiftmarkierungen drin, die von der Umsetzung in Punktschrift zeugen, das gibt dem Ganzen noch eine Ebene Faszination mehr.


Susanna Eger: Leipziger Kochbuch von 1745 (Edition Leipzig 2005).

Eigentlich lautet der Originaltitel allerdings zeittypisch: „Leipziger Koch-Buch, welches lehret was man auf seinen täglichen Tisch, bey Gastereyen und Hochzeiten, gutes und delicates auftragen, auch Tische und Tafeln mit Speisen zierlich besetzen könne, vorgestellet von Susanna Egerin. Dem beygefüget XXX. Curieuse Tisch-Fragen, mit kurtzer doch gründlicher Antwort, sowohl für Gesunde als Krancke wie auch Tisch- und Speise-Lexicon, in welchem die Victualien, so ein jeder Mensch Jahr aus Jahr ein geniesset, ob und wie weit selbige gesund oder nicht gesund seyn, enthalten. Dann letztens zum Anhange die auf dem Marckt zum Einkauf gehende allzeit fertig-Rechnende Köchin.“ Na, noch jemand da? 😉

Das Faksimile habe ich mal für drei Euro oder so mitgenommen, einfach, weil es so cool ist. Ich würde ja zu gerne mal irgendwann was daraus kochen, aber neben den fehlenden Zutaten (Tauben, Hecht, Rindskaldaunen, Ochsengehirn …) kommen mir auch die ungebräuchlichen Maße („Nimm ein Nössel gute saure Sahne“ …) in die Quere sowie vorausgesetztes Wissen („gieße eine Erbs-Brühe darauf“, und – was sind „Schwaden“, die ich wie Reis kochen soll?), bisher habe ich dann doch immer wieder davon Abstand genommen … aber ich liebe es, es zu besitzen.


"Der Hobbit". Auf dem Cover ist eine Zeichnung von Bergen, Wald und einer roten Sonne zu sehen.

J.R.R. Tolkien: The Hobbit (HarperCollins 2011).

Ich besaß schon eine hässliche Taschenbuchausgabe, als ich dieses Buch in Tavistock am Rande des Dartmoors im Buchladen sah und befand, dass eine schöne Ausgabe wirklich an der Zeit war. Diese ist toll, ein ganz kleines Format, aber mit einigen der Originalzeichnungen von Tolkien und dem originalen Schutzumschlag der Erstausgabe, den er auch entworfen hatte. Ich liebe es.


J.M. Barrie: Peter Pan (HarperCollins 2015).

Es gibt da diese wundervoll verspielten Ausgaben von Kinder-Klassikern, illustriert von MinaLima Design. Dies ist eins davon. Ich wollte Peter Pan eh mal haben und nochmal lesen, und da war diese Ausgabe ein Muss. Es gibt sehr schöne normale Illustrationen, aber auch solche zum Ausklappen, zum Drehen oder anderweitig Interagieren, dazu Dinge wie Zeitungssausschnitte oder Karten … Das Buch ist eine Entdeckungsreise, die einfach Spaß macht und mit all den skurrilen Einzelheiten einfach total gut zu Peter Pan passt. Eigentlich müsste ich mal gucken, was in dieser Reihe inzwischen noch so erschienen ist.


Richard Adams: Watership Down (Oneworld Publications 2018).

"Watership Down". Auf dem dunkelgrünen Leineneinband sind weiße Kaninchensilhouetten und goldene Blätter und Früchte eingeprägt.

Hier war es ähnlich wie beim Hobbit – ich besitze ansonsten eine hässliche Taschenbuchausgabe mit einem Bild aus der Zeichentrickverfilmung drauf, die aber auch noch auf Deutsch, und da ich inzwischen gerne englischsprachige Literatur im Original lese, musste da jetzt endlich auch mal eine schöne Ausgabe her. Zumal „Watership Down“ eins meiner absoluten Lieblingsbücher ist, das ich auch schon mehrfach gelesen habe und mit Sicherheit auch noch oft lesen werde. Und diese leinengebundene Ausgabe mit goldenem und weißem Druck fand ich einfach traumhaft.


Honorable Mention: Thomas Hettche: Herzfaden (Kiepenheuer & Witsch 2021).

"Herzfaden" mit einem blauen Umschlag mit silbernem Druck. Man sieht eine kleine Lokomotive auf Berge zufahren.

Zählt nicht ganz dazu, weil ich es geschenkt bekommen habe und das Geschenk wegen der Geschichte ausgesucht wurde (ich bin mit der Augsburger Puppenkiste aufgewachsen und gucke die immer noch gern an) und nicht wegen des Designs – aber ich liebe es wegen beidem. Eine wirklich tolle, faszinierend aufgebaute Geschichte und ein wunderschönes Buch noch dazu mit dem Cover in Blau und Silber, den Zeichnungen und dem zweifarbigen Druck im Inneren, der die verschiedenen Ebenen der Geschichte deutlich macht.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Neyasha

    Ich habe auch einige Bücher im Regal stehen, die schön sind und in die ich deshalb gerne reinblättere, auch wenn ich in den letzten Jahren durchaus auch solche Bücher aussortiert habe.
    Zwei meiner liebsten Bücher in der Hinsicht sind „Die Expedition“ von Bea Uusma und „Atlas der abgelegenen Inseln“ von Judith Schalansky, da beide nicht nur sehr schön aufgemacht sind, sondern mir auch inhaltlich sehr gut gefallen haben. Das kann ich leider von „Das Schiff des Theseus“ nicht behaupten, das mich eher enttäuscht hat (obwohl ich den Anfang sehr mochte). Die Ausstattung des Buches mit all dem Zusatzmaterial ist aber dennoch so besonders, dass ich es gern in meinem Regal stehen habe.

    Deine Ausgabe von „Peter Pan“ sieht ja toll aus – da muss ich direkt mal schauen, ob ich die wo auftreiben kann.

Schreibe einen Kommentar