Charaktersehnsucht

Dieser Beitrag hat zwei Gründe.

Zum einen habe ich vor kurzem Maras Geschichte (Arbeitstitel: Nahilams Erbe) in der Rohfassung beendet. Ich hatte die Idee für Band eins Anno 2006, als Rowohlt einen Wettbewerb veranstaltet hat und nach neuer Kinder- und Jugendfantasy suchte. Es hat dann aber noch bis 2009 gedauert, bis ich das Buch beendet hatte, da war der Gewinnertitel vermutlich schon wieder in der Backlist verschwunden. 😉 Und ich stellte fest, dass mein Roman an der Stelle noch lange nicht zu Ende war, sondern eine Fortsetzung brauchte, aus der dann am Ende zwei wurden – das gehört sich ja schließlich auch so, ein ordentlicher Fantasy-Roman muss immer eine Trilogie sein. 😉

Und mit dem dritten Teil, der, weil sich mein Schreibstil seit damals verändert und ausgedehnt hat, doppelt so lang ist wie der erste, bin ich neulich endlich fertig geworden. Und jetzt werde ich meine drei Helden höchstens noch in einer Überarbeitung wieder treffen, und das macht mich ein wenig wehmütig. Aber im Großen und Ganzen fühlt es sich gut an, ihnen endlich das verdiente Ende der Geschichte geschrieben zu haben.

Zum anderen aber steht jetzt für mich die Überarbeitung der beiden Dachspiel-Bücher an, und das ist nochmal eine andere Hausnummer. Denn Dachspiel ist, wie ich immer sage, sowas wie meine Muse, seit er mir auch Anfang der 2000er Jahre in den Kopf kam. Er ist … eine spannende Figur, und ich merke gerade, dass ich ihn tatsächlich nicht so einfach beschreiben kann. In jedem Fall ist er so lebendig in meinem Kopf, dass ich manchmal nicht fassen kann, dass er tatsächlich nur da existiert.

Naja, und in den drei Romanen, die ich inzwischen mit ihm geschrieben habe. Zwei davon möchte ich gern in der nächsten Zeit überarbeiten und dann im Selfpublishing herausbringen. Warum nicht bei Francke oder einem anderen Verlag? Ganz einfach: Seine Geschichten haben keinen christlichen Hintergrund, nicht mal einen versteckten. Es sind sowieso Fantasy-Romane, in deren Universum das Christentum an sich nicht existiert, aber ich schätze, Dachspiel wäre auch kein Christ, wenn er in unserer Welt „leben“ würde. Und dazu sind die Geschichten zwar irgendwie Fantasy, aber faktisch eigentlich eher so etwas wie historische Romane in einer erfundenen Welt – es gibt keine Magie, keine Fabelwesen, keine Weltrettung, sondern Beziehungskram (aber wohlgemerkt fast keine Liebesgeschichten, sondern es geht hauptsächlich um Geschwister und Freundschaft) und Politik. Von daher wüsste ich wirklich nicht, wo ich den Nischenverlag finden würde, der sich für so etwas interessiert. 😉 Aber heutzutage hat man ja die Möglichkeit, solche Dinge einfach selbst herauszubringen, sogar mit der Option, es als Book on Demand drucken zu lassen. Wie viele Leute es dann lesen, ist mir nicht so wichtig, aber ich möchte nicht, dass die Romane nur als Dateien auf meiner Festplatte herumliegen, ich möchte sie im Regal stehen haben, und ich weiß von Freunden, die sie schon kennen, dass sie das auch gern hätten. Und das reicht schon, damit sich die Mühe lohnt. Viel mehr Menschen werden es auch nicht lesen, ich habe nicht vor, mich ernsthaft ins Selfpublishing zu stürzen und Werbung dafür zu machen. Aber das ist wie gesagt völlig in Ordnung.

Jedenfalls stelle ich fest, dass ich, obwohl ich daran genauso lange geschrieben habe und sie ebenfalls sehr liebe, meine Charaktere aus „Nahilams Erbe“ nicht im gleichen Maß vermissen werde wie Dachspiel, wenn ich mit der Überarbeitung fertig bin. Ich hatte tatsächlich regelrecht Sehnsucht nach ihm und seiner Welt und lese in der ersten Phase meines Überarbeitungsversuchs gerade quasi verliebt das, was ich da selbst geschrieben habe.

Und dabei komme ich mir etwas verrückt vor.

Aber vermutlich muss man das sowieso sein als Schreiberling. 😉

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