Jawohl, genau heute hat Alma Mater Geburtstag und wird 10 Jahre alt.
Am 16. Oktober 2011 um 23:01 Uhr habe ich zumindest einen Beitrag in meinem Schreibforum verfasst, der folgendermaßen lautete:
Meep.
Plotbunnies.
Meep. Hilfe?Ich habe eine erste ganz, ganz grobe Plotidee für einen historischen Roman in Hessen zwischen 1636 und etwa 1650. Inklusive Plünderungen und Misshandlungen, Armut, Durchhaltewillen, Wissbegier, Studium, Belagerung und Glauben, und Liebe kommt auch drin vor. Außerdem sind die entscheidenden Handlungsorte irgendein Dorf in Nordhessen, die nächstgelegene Stadt mit einer Schule, die ich noch recherchieren muss, und Marburg. Das heißt vor allem für den letzten Teil des Buches kann ich jeden Winkel genau beschreiben, wenn ich das möchte, weil ich da einfach HINGEHEN kann. 😀
Aaah, ich will das jetzt schreiben! Aber das schaff ich doch echt nicht bis November! Oder? Und der arme Feder, und überhaupt!
Einige Erklärungen: November ist mein Haupt-Schreibmonat, denn da ist NaNoWriMo (National Novel Writing Month), der Monat, in dem sich tausende von Menschen auf der ganzen Welt virtuell (und regional, falls nicht gerade eine Pandemie herrscht, auch persönlich) zusammentun, um gemeinsam 50.000 Wörter an einem Roman zu schreiben. Es ist großartig und eine meiner liebsten Zeiten des Jahres, seit ich Anno 2009 das erste Mal dabei war.
Feder war die Hauptfigur des Fantasy-Romanes, den ich damals eigentlich schreiben wollte. Sein Roman ist immer noch nicht geschrieben, dafür habe ich mich dann tatsächlich am ersten November hingesetzt und die ersten Worte von Alma Mater getippt, absolut ins kalte Wasser springend, denn ich hatte ja nur zwei Wochen für Recherche … deshalb ist auch vieles davon mehrfach überarbeitet worden (wie man ja schon an dem wenigen sieht, was da oben steht, wovon so einiges mit dem veröffentlichten Roman nicht übereinstimmt), und ich habe Jahre daran herumgeschrieben, bis ich den Roman 2016 an den Francke-Verlag gegeben habe, woraufhin er nochmal einiges an Überarbeitung bekam. Es war in dieser Hinsicht natürlich kompletter Wahnsinn, mit zwei Wochen Vorarbeit einen historischen Roman zu schreiben – aber ich habe das sehr bewusst so gemacht.
Denn … ich bin nun mal studierte Historikerin, habe damals sogar noch als solche gearbeitet. Was bedeutete, dass ich einen Heidenrespekt davor hatte, einen historischen Stoff anzugehen, obwohl es genau das war, was ich eigentlich immer machen wollte – aber was, wenn ich da irgendwas falsch darstellen würde? Und ich war mir sehr bewusst, wie viel man falsch darstellen kann ohne das auch nur zu bemerken! Also habe ich es immer eher vor mir her geschoben – „Irgendwann schreibe ich mal einen historischen Roman …“
Und dann kam eben dieser Moment, diese Leichenpredigt – oh, wartet, das kann ich sogar verlinken, denn darüber habe ich damals auch einen Artikel für die Artikelserie auf der Homepage der Forschungsstelle verfasst, bei der ich damals arbeitete. Die Geschichte dieses jungen Mannes aus Thüringen ließ mich damals nicht los, und im Herbst war es dann soweit, dass ich eine eigene Geschichte im Kopf hatte, die auf dieser Grundlage basierte – als ich nämlich auf die Idee kam, dass meine Hauptfigur in Marburg studieren könnte … Ich habe es dann tatsächlich gewagt, gerade weil ich solche Hemmungen hatte – denn genau dafür ist der NaNoWriMo bestens geeignet. Man hat, wenn man jeden Tag mindestens 1667 Wörter schreiben will, schlichtweg keine Zeit für Skrupel!
Also habe ich es gewagt und einfach drauflos geschrieben. Vieles wurde wie gesagt dann später noch umgeschrieben und abgeändert, weil ich herausgefunden hatte, dass das, was ich da verfasst hatte, historisch unsinnig war – aber es war eben ein Anfang da, und Figuren, die mir im Kopf herumsaßen und drängelten, wenn ich nicht weitermachte (wobei Georg dafür nicht der beste Kandidat war, der ist einfach zu lieb, der saß meist da und wartete geduldig, dass ich ihn bemerkte … ;-)).
Es war Arbeit, gerade das Überarbeiten. Aber es war auch großartig, und ich möchte nichts davon missen. Ich habe viel gelernt, und ich weiß jetzt, dass ich es kann, dass ich auch wagen kann, historische Romane anzugehen.
Und dass es mir unheimlich viel Spaß macht. Alma Mater wird definitiv nicht der letzte seiner Art gewesen sein. 🙂