S. F. Williamson: A Language of Dragons

London, 1923: Vivien Featherswallow will vor allem eins: eine erfolgreiche Linguistin werden. Sie spricht bereits mehrere Drachensprachen und hat mit ihren 17 Jahren bereits angefangen zu studieren. Doch dann wird plötzlich ihr ganzes Leben durcheinandergeworfen, als ihre Eltern als Rebellen gegen den seit fünfzig Jahren bestehenden Friedensvertrag zwischen Prime Minister Wyvernmire und der Drachenkönigin verhaftet werden und sie selbst sich danach durch eine verzweifelte und wenig durchdachte Tat auf einmal dafür verantwortlich sehen muss, einen Bürgerkrieg ausgelöst zu haben. Ihre einzige Chance ist, in Bletchley Manor mit einigen anderen „Misfits“ eine geheime Drachensprache zu entschlüsseln, um der Premierministerin einen Vorteil im Kampf zu verschaffen. Nur – steht sie damit wirklich auf der richtige Seite?


"A Language of Dragons" liegt auf einem Sessel, daneben ein Stoffdrache. Das Cover ist in dunklem Türkisblau gehalten, oben zwei runde Bilder mit einem Drachen, der vor rotem Himmel auf einem alten Gebäude sitzt. Auch auf dem Schnitt sieht man ein ähnliches Bild. Der Stoffdrache ist ebenfalls dunkeltürkis mit magentafarbenden Flügeln, Ohren, Schwanzspitze und Stacheln am Rücken.
Drache Wynnstan, der sonst oben auf der Sessellehne wohnt, wollte unbedingt mit aufs Bild, weil er sogar farblich zum Cover passt … 😉

Ich gestehe, das Buch fiel mir im Laden ins Auge wegen seines schönen Covers und Farbschnitts. Aber der Klappentext ließ mich dann auch nicht los, und so habe ich es am Ende tatsächlich gekauft – und jetzt innerhalb für mich seeehr kurzer Zeit durchgelesen (eine Woche! Früher habe ich in der Zeit mal sieben Bücher gelesen, als es noch „Seven Days Seven Books“ gab … hach ja. Lange her. Die beiden Blogs, die das mehrfach ausgerichtet haben, gibt es so weit ich weiß auch nicht mehr …). Und das, obwohl es nicht nur in der Ersten Person (nicht so mein Ding), sondern auch noch im Präsens geschrieben ist, was ich eigentlich echt gar nicht leiden kann. Aber auf Englisch ging es und ist mir sogar erst nach ein paar Seiten überhaupt aufgefallen. Trotzdem trug es dazu bei, dass der Anfang mir ein bisschen schwerer fiel, weil halt durch die Perspektive noch weniger Möglichkeiten bestehen, um Dinge zu beschreiben oder zu erklären. So schläft in der ersten Szene ihr Cousin neben ihrem Bett auf dem Boden, und ich habe erst nach einer Weile mir erschlossen, dass er nicht fünf, acht oder zehn ist, sondern offenbar auch ein Teenager, und erst auf Seite 32 erfahren wir, dass Viv 17 und er 18 ist.

Der Anfang lässt sich halt auch sehr wenig Zeit, man wird mitten in die Geschichte geworfen und lernt die Charaktere erst kennen, als die Katastrophe schon passiert. Aber nach diesen anfänglichen Schwierigkeiten war ich absolut drin und habe gerne auch die angedeuteten Dinge aus Vivs Vergangenheit und die Voraussetzungen der Gesellschaft mit dem Friedensvertrag und dem Klassensystem, das dadurch herrscht, erst nach und nach erfahren, weil es so geschrieben war, dass es für mich tatsächlich die Spannung erhöhte. Außerdem sind mir die Figuren auch einfach erstaunlich schnell ans Herz gewachsen.

Viel zur Handlung will ich darum nicht schreiben, vielleicht nur das: Es ist keine Romantasy, auch wenn es eine schön geschriebene Liebesgeschichte gibt, aber die steht mE nicht im Vordergrund, sondern zum einen die politische Geschichte und zum anderen die persönlichen Brüche der Figuren. Es geht, das sei angedeutet, um Sprachen und Wissenschaft, um Schuld und Vergebung, um Ehrgeiz und schwere Entscheidungen, um familiäre und romantische Liebe und Freundschaft, um Wahrheit und das Festhalten an Gewohntem – und es geht durchaus hart zu, da ist nix „cosy“ dran, und es wird auch gestorben. Vom Handlungsbogen fühlte ich mich eher an Dystopien erinnert.

Insgesamt hat mich das Buch jedenfalls mehr begeistert, als ich erwartet hatte, ich musste weinen und habe mit roten Wangen gelesen und gelesen, weil es so spannend war – und es war eben auch sehr viel tiefgehender als gedacht, weil Viv eine echte und in meinen Augen glaubwürdige persönliche Entwicklung durchmacht.

Über die Prämisse an sich – den Friedensvertrag mit seiner gesellschaftlichen Struktur und die Tatsache, dass man da unbedingt eine Gruppe problematischer Teenager braucht, um geheime Dinge zu erforschen, darf man allerdings, wie ich finde, nicht zu viel nachdenken, weil das dann doch das „Suspension of Disbelief“ auf die Probe stellt, aber das konnte ich beim Lesen gut verschmerzen, weil der Rest einfach so spannend und gut geschrieben war.

Und außerdem hatte es Drachen. Nuff said. 😁

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Konstanze

    Danke für die Rezension! Ich habe mir mal die Leseprobe runtergeladen, werde sie mir aber erst anschauen, wenn ich meinen letzten Fantasy-Neuzugang („The Raven Scholar“) gelesen habe. So langsam muss ich aufpassen, dass ich in diesem Jahr nicht mehr anschaffe, als ich lese. Es gibt einfach zu viele verlockende Bücher … 😉

    (Und ich habe extra noch einmal geschaut, es wird neben „Dark Academia“ mit „slow-burn enemies-to-lovers romance“ beworben. *seufz*)

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