Wie das Leben in Mayna entstand, das ist eine der großen Fragen, die sich Wissenschaftler auf allen drei Kontinenten stellen.
Bekannt ist inzwischen, dass es in der Frühzeit der Welt weniger Wasser gab, so dass die Kontinente miteinander verbunden waren und die Arten sich auf allen Landmassen verteilten. Erste Zeugnisse von menschlicher und schratischer Kultur werden von mevongadischen Gelehrten auf 5000 Jahre vor heute datiert – auf Ezini rechnet man mit längeren Zeitspannen und geht von einer Entstehung des menschlichen Lebens um etwa 10.000 vor heute aus, während settamische Gelehrte meinen, dass man das Leben überhaupt nicht durch Zeit eingrenzen sollte. Sprich: Man wird sich nicht einig.
Klar ist nur, dass es (um 6000 v.h., sagen die Mevongader, um 12.000 v.H., sagen die Eziner) eine große Flutkatastrophe gab, indem unterirdische Wasserreservoirs aufbrachen und weite Teile des trockenen Landes überfluteten. Das bewirkte zwar tausendfachen Tod auf der einen Seite (und es haben sich auf allen Kontinenten entsprechende Sagen und religiöse Erklärungen dieses Ereignisses erhalten), aber auf der anderen Seite auch, dass durch die größeren Wasseroberflächen und die daraus resultierende Verdunstung deutlich mehr Regen auf die bis dahin eher durch Steinwüsten und Steppen geprägten übriggebliebenen Landmassen fiel, so dass sich die Fruchtbarkeit der Welt schlagartig erhöhte und das Leben blühte, wie es wegen der begrenzten Ressourcen zuvor nicht möglich gewesen war. Neue Arten entwickelten sich, und Menschen und Schrate begannen, Kulturen auszubilden.

Ja, auch und gerade Schrate – nicht überall gelten sie als unzivilisierte Wilde, so wie in Luon und besonders Mevongad. In den Randgebieten von Settama haben sich bis heute Schratstädte erhalten, die von den Menschen des Kontinentes mit Respekt und beinahe so etwas wie Ehrfurcht behandelt werden. Von dem Glanz, den ihre Kultur in früheren Zeiten hatte, ist allerdings auch hier nicht viel übrig geblieben. Auch hier leben sie möglichst zurückgezogen von den Menschen.
Ihre Biologie machte es ihnen von Anfang an unmöglich, sich gegen die Menschen zu behaupten. Konzepte wie Besitz, Macht und Einfluss, Territorium und Reichtum sind ihnen vollkommen fremd, so dass sie bis heute nur ansatzweise und theoretisch begreifen, was die Menschheit antreibt. Entsprechend prägte sich ihre Kultur nur so lange aus, bis die ersten Menschen ihr Wohngebiet und ihre Errungenschaften für sich in Anspruch nahmen. Kein Schrat würde um das, was er herstellt oder wo er lebt, kämpfen. Es gab deshalb nie Schratkriege, sondern nur eine schleichende Übernahme und Vertreibung. Die Menschen profitierten von den kulturellen Errungenschaften der Schrate und entwickelten sie für ihre Zwecke weiter. Von daher ist es eigentlich zweifelhaft, von den „Schratreichen“ zu sprechen, die sich vor etwa 3500 Jahren in Settama entwickelt haben – es waren keine Reiche, denn niemand leitete sie, niemand legte ihre Grenzen fest, niemand verteidigte sie gegen die immer zahlreicher werdenden menschlichen Eindringlinge.
So kam es, dass bereits um das Jahr 2500, aus welcher Zeit sich die ältesten schriftlichen Aufzeichnungen erhalten haben, die Schratreiche nur mehr als mythisch überhöhte, längst vergangene Vorläufer der damals bestehenden menschlichen Kultur angesehen wurden.

In Kontakt kamen die sich teils sehr unterschiedlich entwickelnden Kulturen auf den drei nunmehr vom Meer getrennten Kontinenten erst, als ezinische Seeleute auf den ersten hochseetüchtigen Schiffen auf Entdeckungsfahrten gingen und im Jahr 802 v.h. das Seidenmeer überquerten und Settama erreichten. Ein reger Austausch und Handel begann, aber auch die ersten kontinentalen Kriege entspannen sich. Erst im Jahr 723 v.h. erreichte man Luon, das von den mittennächsten Punkten der beiden anderen Kontinente durch das nicht durchschiffbare Eismeer getrennt ist und erst von Settama-rechter-Kreis aus über den Vielfältigen Ozean per Schiff angefahren werden konnte. Aus dieser geographischen Situation ergibt sich, dass bis heute der Handel zwischen Settama und Ezini deutlich ausgeprägter ist, während Luon ein nur mit größerem Risiko anzufahrendes Handelsziel darstellt. Entsprechend sind luonische Produkte in Settama und Ezini begehrter Luxus, ebenso wie umgekehrt.

Die luonischen Drachenzüchtungen haben sich allerdings schon sehr bald auf der ganzen Welt verbreitet.